Die Charlotte war ein einsitziges schwanzloses Segelflugzeug.

Akaflieg Berlin Charlotte I Bruch am 12.8.1922
Charlotte am 11. August 1922 auf der Wasserkuppe

Geschichte

Die Arbeiten am ersten Flugzeugentwurf der Gruppe begannen ab 1921. Hermann Winter für Tragfläche und Steuerung und Edmund Pfister für Rumpf und Seitenleitwerk teilten sich die Konstruktionsarbeiten, die sich aufgrund ungeklärter Fragen der Längsstabilität und Steuerung in die Länge zogen. Zur Unterstützung der Studenten hielten August von Parseval und sein Assistent Hans Seehase zusätzliche Lehrübungen an der TH Berlin ab. Auch Wilhelm Hoff als Leiter der DVL in Berlin-Adlershof hatte stets ein offenes Ohr.

Der Bau des nach dem Hochschulstandort getauften Flugzeugs begann auf dem Dachboden der Hochschule. Bauverzögerungen gefährdeten die angestrebte Teilnahme am Rhönwettbewerb 1922. Dank der Verbindung Seehases zum Sablatnig Flugzeugbau erhielt die Charlotte dort den letzten Schliff.

Konstruktion

Das Flugzeug war ein einsitziger, abgestrebter Schulterdecker aus Holz, stoffbespannt, mit Fachwerkrumpf. Die Tragfläche in Zanonia-Form bestand aus einem geraden Mittelstück und zurückgezogenen Flügelenden mit den Steuerklappen. Zwei elastische Kufen sollten den Landestoß mindern.

Gelenkt wurde mittels zweier Hebel links und rechts vom Piloten: Deren gleichsinnige Bewegung führte zu Höhenruder-, gegenläufige zu Querruderwirkung der dann entgegengesetzt ausgeschlagenen Steuerflächen. Steuerung um die Hochachse erfolgte über ein per Fußpedale bedientes Seitenruder.

Trotz der vom Preisgericht auf dem Rhönwettbewerb erhaltenen 2000 Mark reichte das Geld nicht für den Rücktransport des beim Rhönwettbewerb 1922 beschädigten Flugzeuges als Bahnfracht. Zehn Wochen nach seinem Absturz machte sich Winter gemeinsam mit Pfister und Anderen und den Resten der Charlotte auf den Fußmarsch zurück nach Berlin. Das dabei erzeugte Aufsehen führte zu einem Artikel in der überregional erscheinenden Berliner Vossischen Zeitung, woraufhin sich ein Stifter für die Frachtkosten per Bahn ab Eisenach fand.

Technische Daten

Kenngröße Daten
Besatzung 1
Länge 4,50 m
Spannweite 15,20 m
Flügelfläche 20 m²
Flügelstreckung 10,1
Leermasse 100 kg
max. Startmasse 170 kg
Flächenbelastung 8,5 kg/m²

weiterführende Literatur

  • Rudolf Storck: Flying Wings. Die historische Entwicklung der Schwanzlosen- und Nurflügelflugzeuge der Welt. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 2003, ISBN 3-7637-6242-6, S. 63, DNB 968690882
  • Akademische Fliegergruppe Berlin (Hrsg.): 100 Jahre Akaflieg Berlin. Lukas Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86732-095-5, S. 12–17, DNB 1009239783
  • Frank-Dieter Lemke, Rolf Jacob: Die Akademischen Fliegergruppen in Deutschland bis 1945. Teil 1. In: FliegerRevue extra. Nr. 29, März 2010, ISSN 0941-889X, S. 50–52, DNB 025325779
  • Hermann Winter: Segelflug und Langsamflug. Neue Wege in der Sportfliegerei. Gustav Wenzel & Sohn, Braunschweig 1949, S. 23–28, DNB 455698627
  • Werner v. Langsdorff: Das Segelflugzeug. 2. überarbeitete Auflage. J. F. Lehmanns Verlag, München 1931, S. 127, DNB 575531126

Weblinks