Die B9 der Flugtechnischen Fachgruppe Berlin (FFG Berlin) war ein zweimotoriges Versuchsflugzeug für liegende Pilotenanordnung.

FFG B9
FFG Berlin B9 mit laufenden Motoren

Geschichte

Bereits mit der FS 17 der FFG Stuttgart wurden ab 1938 Untersuchungen zur Belastungsgrenze eines liegenden Piloten bei hohen g-Kräften durchgeführt. Zur Fortsetzung dieser Untersuchungen bekam die Akaflieg Berlin den Entwicklungsauftrag für ein Motorflugzeug, das als 8-341 in die Typenliste des Reichsluftfahrtministeriums (RLM) eingereiht wurde. Um dem im verglasten Bug in Bauchlage mit Kinnstütze untergebrachten Piloten das Ablesen der Instrumente zu ermöglichen, wurden deren Anzeigen eingespiegelt.

Das in der Nomenklatur der Berliner Akaflieg mit B9 bezeichnete, von Theodor Goedicke, Leo Schmidt und Martin G. Winter konstruierte, Flugzeug wurde im Frühjahr 1943 fertiggestellt. Am 10. April 1943 erfolgte der Erstflug mit Hans-Werner Lerche auf dem Flugplatz Schönefeld bei Berlin. Das Flugzeug wurde in der Folge von mehr als dreißig Piloten der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL), dem RLM, der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) und einigen Flugzeugherstellern geflogen. Da die vorgesehenen Me-P2-Verstellpropeller nicht zur Verfügung standen, konnte das Flugzeug mit starren Luftschrauben der Firma Schäfer im Sturzflug nur bis 450 km/h erprobt werden. Das Luftfahrzeugkennzeichen war D-ECAY.

Konstruktion

Die FFG B9 war ein freitragender Tiefdecker mit Fachwerkstahlrohrrumpf, Holztragflächen mit Spreizklappe und einem Spornradfahrwerk mit in die Triebwerksgondeln einziehbarem Hauptfahrwerk einer Messerschmitt Bf 108. Der Antrieb bestand aus zwei Hirth-HM-500A-Motoren mit je 105 PS. Das Bruchlastvielfache der Maschine sollte rechnerisch bei 25g liegen, erflogen werden konnte jedoch nur ein maximaler Wert von 8,5g.

Text: carsten karge

Bild: Archiv Akaflieg Berlin

Technische Daten

Kenngröße Daten
Besatzung 1
Länge 6,60 m
Spannweite 9,40 m
Höhe 2,32 m
Flügelfläche 11,9 m²
Flügelstreckung 7,45
Nutzlast
Leermasse 940 kg
Flugmasse 1115 kg
Reisegeschwindigkeit 225 km/h
Höchstgeschwindigkeit
Dienstgipfelhöhe 4000 m
Reichweite
Triebwerke 2 × Hirth HM 500A, 77 kW (105 PS)

weiterführende Literatur

  • Hans-Werner Lerche: Testpilot auf Beuteflugzeugen. 7., überarb. und erw. Auflage. Aviatic-Verlag, Unterhaching 1999, ISBN 3-925505-41-5.
  • Bruno Lange: Typenhandbuch der deutschen Luftfahrzeugtechnik. In: Die deutsche Luftfahrt. 1. Auflage. Band 9, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1986, ISBN 3-7637-5284-6, S. 92.
  • Hans Joachim Wefeld: 75 Jahre Akaflieg Berlin. Akademische Fliegergruppe, Berlin 1995, DNB 949054607.

Weblinks